Die digitale Revolution in der Astronomie: PC, CCD & INTERNET
Bereits in den 80er Jahren hielten programmierbare Taschenrechner, in weiterer Folge Homecomputer (ZX81, Commodore ...), und Ende der 80er erste Personal Computer Einzug in der Astronomieszene. So auch in unserem Verein.
Rudolf Zappe, ein Techniker durch und durch, erstellte mit
einem der ersten mittels Magnetstreifen programmierbaren Taschenrechner sogar
Berechnungen für ein Getriebeteil, die bei der weltberühmten Firma Zeiss im
Planetariumsbau ihren Niederschlag fanden!
Vom ersten Einchip-Homecomputer ZX81 von Sinclair, bis zum
ersten IBM PC kam bei den "rechenwütigen" Amateurastronomen alles zum
Einsatz.
Ein käufliches Astroprogramm am Commodore 64
Den PC-Einsatz für die Astronomie hat Herbert Raab, in seiner damaligen Funktion noch als Jugendclubleiter, auf Grund seiner frühen Programmiererfahrung, wesentlich in unserem Verein vorangetrieben. Bereits 1988 hat er hervorragende astronomische Programme, wie zB. ein Programm zur Berechnung von Finsternisse geschrieben, das sogar in der internationalen Zeitschrift Sky & Telescope weltweite Beachtung fand.
Das Programm läuft heute noch in einer DOS-Box auf
einem Windows 10 Rechner und liefert aktuelle Ergebnisse
In weiterer Folge entwickelte Herbert Raab 1990 ein Programm zur Berechnung von Ephemeriden, ein Programm für eine automatisierte Sternenvorschau für die WEGA bzw. auch eine Software zur Vorbereitung für Sternführungen sowie ein Planetariumsprogramm. Nachfogendes Bild zeigt den jungen Programmierer bei einer Präsentation seiner Programme.
Der Sternenhimmel wurde bereits in Farbe, den Spektralfarben der Sterne entsprechend, dargestellt.
Zwischen Februar und Juni 1993 forcierte Herbert Raab die erfolgreiche Entwicklung seines international verbreiteten Astrometrieprogramms für Kometen und Kleinplaneten - "ASTROMETRICA 1.0" (www.astrometrica.at). Diese Programm wurde dann auch bereits in der Version 2.0 in der weltweit ersten Ausgabe des CCD-Astronomy Magazines 1994 vorgestellt.
Aber auch andere Mitglieder leisteten ihren praktischen Beitrag zu den modernen Entwicklungen. Martin Degwert schrieb ein Programm zur Vereinsverwaltung und für die Bibliotheksverwaltung wurde eine Datenbank von Harald Aumayer kreiert.
Paralell dazu verlief eine andere Revolution: CCD-Chips statt Film!
Auch in der Astrofotografie traten elektronische Kameras Ihren Siegeszug an. Die ersten Modelle in Amateurkreisen waren hauptsächlich Selbstbauprojekte um Kosten zu sparen. Eine solche Selbstbau-Kamera wurde im Zuge des öst. CCD-Workshops erstmals 1994 angeboten und vom damaligen Obmann Johannes Stübler gebaut. Als "schnelle Schnittstelle" diente damals die Paralell-Druckerschnittstelle eines PCs.
Ein Kultbuch zum Thema Kameraselbstbau war das sogenannte "CCD-Cookbook", dass natürlich auch in unserer Vereinsbibliothek nicht fehlen durfte.
Unser Vereinsmitglied Bernhard Hubl, einer der weltweit besten Astrofotografen, hat eine solche Kamera, in ihrer späteren Endentwicklung, mit Peltier und Wasserkühlung erfolgreich eingesetzt.
Käufliche, teure kleinere Modelle revolutionierten die Nachführkontrolle. Ein Leitstern, der früher mühsam mit dem Auge in einem Fadenkreuzokular gehalten werden musste, wurde mittels CCD-Chip exakt zentriert und die Steuerbefehle zur Korrektur der mechanischen Ungenauigkeit einer Nachführung übernahm eine Computersteuerung bzw. in weiterer Folge ein PC. Die sogenannte ST4 von SBIG war der Vorreiter für diese Technologie im Bereich der Amateurastronomie.
Nachfolgender WEGA-Bericht aus dieser Zeit beschreibt
diese unglaubliche Entwicklung dieser"Korrekturautomaten" sehr
eindrucksvoll:
Parallel zu all diesen technischen Entwicklungen kam die Internettechnologie dazu.
Die Linzer Astronmische Gemeinschaft war von der ersten Stunde an dabei und ihre Mitglieder "fuhren" bereits am Datenhighway, während andere noch davon redeten. Verantwortlich dafür zeichneten die beiden Computerkommunikationsexperten Günther Martello und Wolfgang Stroh. Der Zugang zum Internet war damals noch eine teure Angelegenheit, über die normale Telefonleitung zu normalen Gesprächsgebühren war der Zugang via Telefonmodem möglich. In der Anfangszeit sogar nur über einen Akkustikkopler mit dem normalen Telefonhörer mit einer Geschwindigkeit von 300 Baud und später dann über ein Modem mit 9600 Baud.
Mit nachfolgendem Flugblatt hat unser Verein Werbung für die neuen Möglichkeiten gemacht:
All diese technischen Entwicklungen kamen genau zu "dem Jahrhundertereignis" zurecht. Erich Meyer, Herbert Raab und Erwin Obermeir verfolgten auf ihrer privaten Beobachtungsstation in Davidschlag die Bahn des Kometen Shoemaker Levi, lieferten dafür hochpräzise astrometrische Vermessungen und trugen somit zur Entdeckung der Tatsache bei, dass der Komet auf Jupiter stürzen würde. Weiters ermöglichte die CCD-Technik entsprechende fotografische Beobachtungen des Einschlags der Kometenteile auf Jupiter.
Diese spannenden Ereignisses konnten mit aktuellen Bildern aus der ganzen Welt via Internet verfolgt werden. Minütlich gab es Updates von den großen Teleskopen dieser Erde und den Satelliten in der Erdumlaufbahn wobei natürlich das Hubble Space Teleskop an erster Stelle stand. Aber auch mit dem eigenen Amateurteleskop konnte das Ereignis visuell und fotografisch verfolgt werden.